ID: 748011
Tanzende Kinder
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Stufe: 1
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Dialogs:

Märchensammlung



Band 6: Tanzende Kinder



Es war einmal, vor langer Zeit, als der Turm zerbrach und Feuer vom Himmel regnete, ein kleines Dorf östlich von Poeta, das in eine Hungersnot geraten war.

Die Große Katastrophe hatte die Ernte vernichtet, und jetzt gab es weder Korn auf den Feldern noch Früchte an den Bäumen. Die Leute im Dorf sorgten sich, doch sie wussten, sie hatten genügend Nahrungsmittel angesammelt, um eine Weile damit auskommen zu können.

Jede Woche holten sich die Dorfbewohner ihre Getreideration ab, und sie versuchten, normal weiterzuleben. Doch es reichte nicht. Tiere und Menschen wurden leichter und dünner. Die Alten und Schwachen begannen zu sterben.

Und noch immer gedieh keine Pflanze im Boden.



Der kleine Marcus lebte mit seiner Mutter uns seinen zwei Brüdern im Dorf.

Eines Tages sagte sein ältester Bruder, der hungrig war: "Lasst uns heute Nacht mehr Getreide aus dem Lagerhaus holen. Dann können wir mehr Brot backen."

Der Zweitälteste stimmte ihm zu, doch Marcus sah seine Mutter an, die fragte: "Wenn wir jetzt mehr Getreide nehmen, was sollen wir dann später essen?"

Die beiden ältesten Söhne murrten, versprachen aber, das Lagerhaus nicht auszurauben.

Am nächsten Tag fehlte jedoch etwas von dem Getreidevorrat, und Marcus' Brüder schienen etwas weniger hungrig zu sein. Keiner im Dorf konnte die Diebe entlarven, doch alle fühlten den Schmerz, als ihre Wochenrationen noch kleiner waren als sonst.

Marcus' Familie wurde leichter und dünner, und ihre Mägen knurrten noch lauter als zuvor.

Eines Tages ergriff der zweitälteste Bruder das Wort: "Oh, der Schmerz!", schrie er. "Wir hätten das extra Getreide nicht nehmen sollen! Ich muss mich vom Hunger ablenken. Lasst uns tanzen, um auf andere Gedanken zu kommen."

Der Älteste stimmte ihm zu und stellte sich zum Tanz auf, doch Marcus sah seine Mutter an.

"Tanzt nicht, meine Söhne", sagte sie. "Denn wenn ihr am Tag eure Energie verschwendet, wie wollte ihr dann die Nacht überleben?"

Die älteren Brüder murrten, aber sie versprachen, nicht zu tanzen.



In dieser Nacht hörte Marcus seine Brüder vor dem Haus und ging hinaus, um zu sehen, was sie machten. Die zwei älteren Brüder hielten sich an den Händen und wirbelten im Tanz um eine leere Schüssel herum.

"Komm! Tanz mit!", riefen sie, als sie Marcus sahen. "Es macht Spaß, und wir haben überhaupt keinen Hunger."

Marcus tanzte nicht mit. "Hört auf!", flehte er seine Brüder an. "Mutter hat gesagt ..."

Kannst du nicht für dich selber entscheiden, Marcus?, fragte der Älteste. "Komm, tanz mit uns!"

Doch Marcus tanzte nicht.

Die beiden Jungen tanzten bis zum Morgengrauen. Als die Sonne über den Horizont lugte, kam eine starke Brise auf und wehte über die Tanzfläche der Brüder.

Marcus schrie und wollte sie halten, doch es war zu spät.

Der Wind hatte seine beiden Brüder wie Federn davongeweht, sie waren zu leicht, um bei Marcus auf der Erde zu bleiben.







Die Kinder tanzten an dem Tag, an dem der Nordwind wehte.

Auf dem Hügel pfiff ein kräftiger Wind.

Die Kinder wurden wie Federn emporgewirbelt und verschwanden mit dem Wind. Marcus blieb als Einziger übrig.

Sie kehrten nie wieder zurück.



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